Apotheker aus Leidenschaft

Dr. Jens Pokriefke hat die Pharmazie im Blut.

Zusammen mit Frau Kristina betreibt er Apotheken in Bad Grund, Gittelde und Osterode. Dabei hat sich sein Job in den letzten Jahren ganz schön gewandelt!

Es ist dieser ganz besondere Duft, den Dr. Jens Pokriefke nicht mehr aus der Nase bekommt:

„Apotheken haben ihren ganz eigenen Geruch. 

Heute riecht es zwar – pandemiebedingt – oft vorrangig nach Desinfektionsmittel, aber gerade früher war das ein ganz spezieller. Das lag daran, dass dort viel mit Kräutern hantiert wurde. Es gab große Tonnen, wenn man die aufmachte, schlug einem der Duft von Kamillenblüten oder Pfefferminze entgegen.“ 

Der gebürtige Braunschweiger erinnert sich noch gut daran, er hat diese Luft quasi mit der Muttermilch eingeatmet. „Ich mache das in dritter Generation. Mein Großvater gründete in den 50ern eine Apotheke in Braunschweig, meine Mutter hat sie weitergeführt, ich habe 1999 übernommen. Irgendwann hat sich das aber leider nicht mehr gelohnt“, erzählt er. „Über einen Kollegen habe ich 2011 erfahren, dass die Glück-Auf-Apotheke in Bad Grund zur Übernahme steht, und weil meine Frau und ich sehr naturverbunden sind, haben wir nicht gezögert, im Folgejahr in die Region zu ziehen.“ Ein halbes Jahr später kaufte das Paar außerdem die St. Barbara Apotheke in Gittelde, bis heute leitet Kristina Pokriefke die Filiale. 

„Wir wurden hier mit offenen Armen empfangen, wir fühlen uns hier sehr wohl“, 

schwärmt ihr Mann. „Die meisten Ärzte kennt man persönlich, es geht sehr kollegial zu, alle im Ort sind sehr unkompliziert. Außerdem ist die Apotheke auf dem Land ja auch ein sozialer Anlaufpunkt. Wenn jemand länger nicht da war, erkundigt man sich natürlich, ob diese oder jener wohlauf ist.“ 

Die beiden Apotheken sind von der Fläche her überschaubar, das Gebiet, das die Pokriefkes versorgen, ist im Verhältnis dazu ziemlich groß. Und seit letztem Jahr noch größer, denn Anfang 2020 kam die Bahnhof-Apotheke in Osterode als drittes Standbein dazu, mit internationalen Qualitäten, wie ihr neuer Inhaber erklärt: 

„Dort haben wir mehrsprachiges Personal, es wird neben Deutsch auch Englisch, Russisch, Polnisch sowie Türkisch und demnächst auch Arabisch gesprochen. 

Herr Apotheker Szymon Ludwikowski leitet für uns die Filiale.“ Zehn bis fünfzehn Mitarbeiter kümmern sich pro Apotheke um die Belange der Kundschaft. Neben der Versorgung mit Arzneimitteln samt Jahresquittung für die Krankenkassen oder Steuer sind das: Messen von Blutdruck und Knochendichte, Anmessung von Kompressionsstrümpfen, kosmetische und natürlich pharmazeutische Beratung. Wer sich unsicher ist, ob die verschiedenen Medikamente, die er parallel einnimmt, so überhaupt von Nutzen sind, für den gibt es einen besonderen Service: „Alles in eine Tüte und dann ab damit zu uns“, rät der Pharmaprofi. „Wir checken nach Terminabsprache, ob es Wechselwirkungen gibt, sortieren doppelte Wirkstoffe aus oder weisen auf modernere Versionen mit besserer Verträglichkeit hin.“

Einen Lieferservice bieten die drei Filialen natürlich auch und was nicht da ist, wird besorgt. 

„Unsere drei Apotheken sind vernetzt, wir können die Medikamente untereinander abgleichen und uns gegenseitig aushelfen“,

so Dr. Pokriefke. 
Kristina und Dr. Jens Pokriefke

„Dazu sind Apotheken generell unheimlich schnell, was das Besorgen von Medikamenten angeht – schneller als jeder Versender. Und man kann sicher sein, dass die Arzneimittel nicht bei minus zehn Grad draußen gelegen haben. Bei uns ist die Sicherheit der Transporte gewährleistet.“ 

Neuerdings ist es auch möglich, in den drei Apotheken mit der App „Meine Apotheke“ Medikamente im Voraus reservieren zu lassen. Einfach Produkt-Namen eingeben, die alte Packung fotografieren oder das Rezept scannen und an die Stamm-Apotheke schicken. Sobald das Gewünschte abholbereit ist, macht die App sich bemerkbar. Das traditionelle Apotheker-Handwerk hat sich im Laufe der Zeit ziemlich gewandelt – das weiß Dr. Pokriefke nicht nur aus eigener Geschichte, sondern aus den historischen Aufzeichnungen seiner Apotheken. Die herzoglich privilegierte Glück-Auf-Apotheke von Bad Grund wird 1661 zum ersten Mal schriftlich erwähnt, die Gittelder St. Barbara Apotheke taucht seit 1688 in den Annalen auf, damit gehören beide zu den ältesten in der Region. Die Chronisten vermerkten außerdem, dass im 18. Jahrhundert noch allerhand Kurioses im Zutaten-Kabinett lagerte: Gedörrte spanische Fliegen, Mumienpulver, getrocknete Kröten, Krebs- und Karpfensteine, abgekochte Schlangenhäute, Hühnermägen, Wasser aus Hirschherzen, Elixiere aus Regenwürmern, Luchsklauen und Ameisen-Spiritus – um nur einige zu nennen. Überdauert haben sie die Zeit nicht, dafür aber viel vom alten Inventar, heute im Heimatmuseum zu bewundern. Und eine uralte schwarze Leder-Kladde hat ihren Weg zu Dr. Jens Pokriefke gefunden. „Sie ist voll von Rezepturen, die damals streng geheim waren. Vieles ist heute nicht mehr anwendbar, bei manchen Mixturen können wir nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, sagt er und schmunzelt. „Aber die alten Apotheker-Liköre sind teilweise gar nicht so übel.“

www.bahnhof-apotheke-osterode.de

www.apotheke-gittelde.de

www.apotheke-badgrund.de

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