Einsatz? – Bereit!

Beim DRK Osterode geht es manchmal  ganz schön abenteuerlich zu – das liegt an seiner besonderen Lage mitten im Harz.

Das Ungetüm wiegt um die 2,5 Tonnen, hat 122 PS, Allradantrieb und vorne eine robuste Seilwinde und auf dem Dach eine zusätzliche Schleifkorbtrage. Damit ist nicht nur das Geländerettungsfahrzeug von Land Rover ein echter Hingucker und eines von 28 Fahrzeugen aus dem Fuhrpark des DRK Kreisverband Osterode. „Der bringt uns auch in unwegsames Gelände, etwa rund um die Hanskühnenburg. Solche Einsätze sind schon besonders“, erklärt Kreisbereitschaftsleiter Schmökel und man merkt ihm die Begeisterung für das kernige Gefährt an – wie man überhaupt die Begeisterung spürt, wenn Frank Schmökel von seiner Arbeit spricht. „Dabei war es reiner Zufall, dass ich mal beim Roten Kreuz landete“, erinnert er sich leicht kopfschüttelnd. „Ich war 1979, zwei Wochen vor meinen 16. Geburtstag, beim DRK, weil ich von einem Schulfreund, der für einen Moped-Führerschein einen Erste-Hilfe-Kurs besuchte, inspiriert wurde. Er hat mich dann zu einer Unglücks-Übung in einem Steinbruch mitgenommen, inklusive Übernachtung in Zelten. Das war spannend, es hat mir gut gefallen, also bin ich dabeigeblieben.“ Mittlerweile ist er seit mehr als 30 Jahren in der Notfallrettung, ausgebildeter Notfallsanitäter und mittlerweile bei einer Berufsfeuerwehr tätig. 

„Der Rettungsberuf fasziniert mich. Es gibt so viele Möglichkeiten, den Menschen zu helfen, ich hätte nie gedacht, was da für Kräfte in einem schlummern.“ 

Die Entdeckung von ungeahnten Kräften machen viele, nachdem sie das erste Mal mit dem DRK in Berührung gekommen sind. Nicht ohne Grund wirbt man um die freiwilligen Helfer mit dem Slogan: 

„Ohne Geld – aber nicht umsonst!“  Der Lohn ist tatsächlich das gute Gefühl, das die Arbeit mit sich bringt.

Das wissen auch die 154 Ehrenamtlichen, die in den verschiedensten Fachdiensten mit ihrer freiwilligen Arbeit zu jeder Tages- und Nachtzeit des Jahres für unsere Bürger da sind. 

Mal abgesehen von unwegsamen Einsätzen mit Allradantrieb ist man hier für jeden Katastrophenfall gerüstet. So gibt es Betreuungskräfte, die nicht nur betroffene Menschen sozial betreuen können, sondern bei Bedarf auch Unterkünfte einrichten und ausstatten, oder andere spezielle Kräfte, die in dicken Schutzanzügen bei Unfällen mit chemischer, biologischer, radionuklearer Bedrohung ausrücken, kurz CBRN. Für See-Not und andere brenzlige Situationen auf dem Wasser wird gerade eine neue Wasserwacht mit Bootsführern, Rettungsschwimmern und Rettungstauchern aufgebaut. Wenn jemand vermisst wird, können Rettungshunde-Teams bei der Suche zum Einsatz kommen, wenn auch naturbedingt mit begrenzten Ressourcen. „Die Tiere können zeitlich nicht unbegrenzt lange eingesetzt werden, denn wie beim Menschen lässt die Konzentration nach und entsprechende Auszeiten sind unumgänglich. Auch Interessierte mit Hund sind daher bei uns immer willkommen“, sagt Frank Schmökel. „Der Hund muss im Rahmen seiner Ausbildung natürlich auch einen Eignungstest bestehen, dann ist es völlig egal, ob groß oder klein oder welche Rasse.“

Die Ausbildung für die Suchnasen in spe und ihre Besitzer übernimmt das DRK – wie übrigens generell die Qualifizierung in den unterschiedlichsten Fachdiensten. „Man kann sich bei uns in 64 Stunden zum Sanitäter ausbilden lassen“, so der Kreisbereitschaftsleiter. 

„Diese Sanis sind das Rückgrat im Sanitätsdienst. Sie werden auf öffentlichen Veranstaltungen und Sportevents eingesetzt und sind in der Regel als Erste vor Ort, wenn Hilfe gebraucht wird.“ 

Möglich ist auch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter, die dauert dann 520 Stunden. „Wer bei uns so eine Ausbildung erhält, muss sich dafür allerdings qualifizieren und zeitlich flexibel sein“, erklärt Frank Schmökel. Auch die Kameraden der psychosozialen Notfallversorgung, kurz PSNV, sind nach gründlicher Aufbauphase künftig einsatzbereit und können parallel neben der seit nunmehr 19 Jahren etablierten und bewährten geistlichen Notfallseelsorge mitalarmiert werden, wenn es nötig ist, Menschen, die in eine akute Ausnahmesituation geraten sind, aufzufangen und bei deren Bewältigung zu unterstützen. 

„Ansonsten haben wir aber auch freie Mitarbeiter, die ebenfalls freiwillig kommen, aber nicht regelmäßig zur Verfügung stehen. Für das leibliche Wohl der Einsatzkräfte in länger dauernden Einsatzlagen haben wir zum Beispiel auch Feldköche und Verpflegungshelfer in unserer stationären und der mobilen Feldküche. Hier können im Notfall innerhalb vier Stunden 500 warme Mahlzeiten zubereitet werden. Nicht nur die berühmte Erbsensuppe, sondern beispielsweise auch Schnitzel.“

Stellt sich die Frage: Wie finanziert sich das ganze eigentlich? 

Klar, Ehrenamtliche arbeiten freiwillig, aber Erbsensuppe, Schnitzel, High-Tech-Rettungswagen oder mobile Feldküchen müssen erfahrungsgemäß vom DRK mit großem finanziellem Aufwand beschafft und auch unterhalten werden. „Ein Teil des Geldes kommt durch Spenden, auch der Landkreis unterstützt uns“, so der erfahrene Retter. „Für 85 % der Kosten müssen wir jedoch selbst aufkommen. Das ist nicht immer einfach und funktionierte nur dann ganz gut, wenn Veranstalter oder Vereine beispielsweise unsere Sanitäter gegen ein Honorar für Events buchten – bis Corona kam. Jetzt sind wir seit einem Jahr auf Rücklagen angewiesen und schränken uns, wo es möglich ist, ein.“ 

Sie möchten helfen, wie auch immer? 

Dann einfach vorbeischauen auf www.drk-kv-osterode.org  und über die Möglichkeiten informieren. „Wir freuen uns über jeden, der interessiert ist“, bekräftigt Frank Schmökel noch mal zum Abschied. 

„Es gibt wahnsinnig viele Aufgaben, die das DRK anbietet. Und wir sind eine wunderbare Gemeinschaft. Wer helfen und dabei auch Action und Abenteuer erleben will, ist bei uns genau richtig.“

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