Wenn Bankroutine zum Abenteuer wird

Mit der Sparkasse Osterode am Harz im Auslandseinsatz in Usbekistan

Luisa Herbst war kurz davor ihre Ausbildung zu beenden, als die Ausbildungsleiterin der Sparkasse Osterode am Harz, Andrea Reuper, mit einer sehr speziellen Idee auf sie zukam. Wie wäre es, wenn sie über eine Initiative der Deutschen Sparkassenstiftung für internationale Kooperation (DSIK) in ein fremdes, vielleicht sogar sehr fernes Land reisen würde, um die Bankinstitute vor Ort beim Ausbau und der Weiterentwicklung ihrer Strukturen zu unterstützen? Das genaue Ziel und auch ihre zu lösende Aufgabe waren noch nicht bekannt. 

Was außer Frage stand, war, dass dieser Aufenthalt nicht nur auf beste Weise Sinn stiften, sondern ihr selbst dazu einen neuen Blick auf die Welt eröffnen würde. Luisa Herbst hat „Ja!“ zu einer echten Chance gesagt und ist heute um eine wertvolle Erfahrung reicher.  

Foto: Luisa Herbst in der Sparkasse Osterode am Harz

Grundsätzlich werden jedes Jahr unter jungen Berufstätigen und Nachwuchsführungskräften aus ganz Deutschland nur 10 Bewerber:innen für das Personalförderprogramm ausgewählt, die dann in der Projekten der DSIK in Afrika, Zentralasien, Mittel- und Südamerika und sogar am Kaukasus mitarbeiten dürfen. Vor Ort unterstützen sie die Regionalbüros bei der Zusammenarbeit mit Zentralbanken, Mikrofinanzinstituten und fördern die finanzielle Bildung bei der lokalen Bevölkerung –kurzum: sie geben das wertvolle Wissen der SFG weiter.

Andrea Reuper gibt zu, dass die Bewerbung allein kein Garant dafür ist, am Ende auch erwählt zu werden, „Aber einen Versuch ist es immer wert. Im Falle von Frau Herbst empfanden wir sie als absolut förderungswürdig, zeichnet sie sich durch fabelhafte Leistungen im Theoretischen wie Praktischen aus.“ Dazu sollte man sicher eine gewisse Offenheit einer fremden Kultur und Menschen gegenüber mitbringen. Mitarbeiter:innen zu fördern, ihnen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, das Lernen, Prüfungsphasen und erfolgreiches Abschließen von Ausbildung oder Studium angenehmer zu gestalten, all das gehört ganz selbstverständlich zur Personalförderung der Sparkasse Osterode am Harz. 

„Jungen Menschen über das Personalförderprogramm ein Auslandspraktikum ermöglichen zu können, ist ein toller Mehrwert, bereichert es den Menschen nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Bereich.“

Ausbildungsleiterin Andrea Reuper

Die Tatsache, dass Luisa Herbst in der Sparkasse Osterode ihr berufliches Zuhause gefunden hat und sich hier so fruchtbare Synergien ergeben, darf als kleiner Glücksfall bezeichnet werden, denn ursprünglich wollte die junge Frau Lehramt studieren. „Ich habe recht schnell gemerkt, dass das doch nicht das Richtige für mich ist, und bin mit meiner Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz bei der Sparkasse sehr kurzfristig hier herein gerutscht.“ 

Die Arbeit in der Bank bereitet ihr unglaublich große Freude, sind die Aufgaben sehr vielfältig und werden von jungen Menschen leider oft falsch wahrgenommen, weiß Luisa. „Die Arbeit findet längst nicht nur am Schalter statt. In der Sparkasse geht es alles andere als verstaubt zu.“ Luisa Herbst selbst hat als Payment-Beraterin innerhalb des Elektronic-Bankings ihren Platz gefunden.  „Hier ist alles auf Zukunft ausgerichtet“, freut sie sich. Als die Nachricht kam, dass sie tatsächlich von der Deutschen Sparkassenstiftung für einen Auslandsaufenthalt ausgewählt wurde und auch das Ziel feststand, fragte Andrea Reuper vorsichtshalber noch einmal nach. „Usbekistan, Frau Herbst, möchten Sie das machen?“ Es war von Anfang an klar, dass diese Reise gewiss in keine Urlaubsregion führen würde. Die wichtigsten Informationen über das wüstenreiche Land in Zentralasien mussten erst einmal ergoogelt werden. Für Luisa Herbst stand außer Frage, dass sie ihr ganz persönliches Abenteuer Usbekistan erleben würde. „Ich wollte der Sache ganz unvoreingenommen gegenüberstehen und mich wirklich darauf einlassen.“ Auch der Titel des aufgelegten Projekts gefiel ihr gut, lag das Hauptaugenmerk auf der nachhaltigen Umgestaltung der Finanzwirtschaft im Land. Als Junior-Kurzzeitexpertin reist Luisa Herbst für 30 Tage nach Tashkent, wo sie auf die dort eingesetzten Langzeitexperten und ihre usbekischen Kolleg:innen auf Zeit trifft. Vor Ort ist alles für ihre Ankunft vorbereitet, eine kleine Wohnung gemietet und die Usbeken schon ein bisschen neugierig auf die junge Frau aus Deutschland. 

Usbekistan hat 34 Millionen Einwohner, von denen knapp 60% unter 30 Jahre alt sind. 

Der Lebensstandard zwischen den ländlichen und städtischen Gebieten unterscheidet sich sehr. Vor allem der Bevölkerung auf dem Land gestaltet sich der Zugang zu Finanzdienstleistern schwierig. Dazu kommt das mangelnde Vertrauen in die Banken, welches offensichtlich über Generationen weitergetragen wurde. Über Luisas Projekt sollte auch eben dieses Vertrauen in den Finanzsektor zurückerlangt werden, drehte es sich darum, die Menschen auf die vorhandenen Möglichkeiten aufmerksam zu machen und vor allem die Bevölkerungsschichten mit einem niedrigen bis mittleren Einkommen mit verschiedenen Spar- und Kreditprodukten zu versorgen. Sogenannte Mikrofinanzierungen (Kleinkredite) sollen zum Beispiel zur wirtschaftlichen Entwicklung, im besten Fall zu wachsendem Wohlstand und politischer Stabilität eines Landes verhelfen. 

Luisa Herbst hat sich sehr auf die Arbeit mit jungen Menschen konzentriert. „Darüber wurde schnell deutlich, dass die meisten Usbeken zu Hause sparen, also ihr Geld am liebsten unter das Kopfkissen legen. Es musste geklärt werden, warum es sinnvoll und wichtig ist, das Geld bei der Bank anzulegen. Nicht zuletzt, weil es in Usbekistan dafür 24% Zinsen gibt. Was den Spargedanken betrifft, sind die Menschen dort noch ganz in den Anfängen, was mich sehr gefreut hat war, dass sie die Idee vom Weltspartag total klasse fanden. Geld und das Sparen werden in den Schulen und auch zu Hause überhaupt nicht thematisiert. Wenn, dann berichten wahrscheinlich Großeltern davon, dass sie ihr Geld bei der Bank gespart und es zum Teil nicht zurückbekommen haben. Das liegt in der Geschichte des Landes zugrunde und diese Geschehnisse sehr weit zurück.“ 

„Außergewöhnlich war auch, auf welch einfache Weise man die Kundenfreundlichkeit verbessern kann. So wie wir es kennen, an den Schalter zu gehen oder anzurufen und einen Termin zu vereinbaren, so etwas gibt es in Usbekistan nicht. Hier wird einfach alles, und egal was man möchte, am Schalter erledigt. Dafür wartet man so lange, bis man eben dran ist. Sollte vor mir jemand stehen, der einen Kredit beantragen möchte, können schon mal zwei Stunden vergehen. Allerdings ist das auch für niemanden ein Grund unfreundlich oder ungeduldig zu werden.“

Für Luisa Herbst war es eine tolle Erfahrung erleben zu dürfen, wie begeistert die Mitarbeitenden von den Verbesserungsvorschlägen waren. Diese werden gerne angenommen, um vorhandene Strukturen zu überdenken. Die unterschiedlichen Lebensweisen von den großen, gepflegten Städten wie Samarkand oder Buchara gegen die der Ländliche ist immens.

Während Luisa Herbst vornehmlich organisiert chauffiert wurde, hat sie selbstverständlich auch Holzwägen gesehen, die von Eseln gezogen wurden. 

Was dennoch deutlich spürbar ist, ist das Gefühl von Aufbruch und die Tatsache, dass es in Usbekistan eine Menge bisher unausgeschöpftes Potential gibt.

 „Es werden unglaublich viele Startups gegründet, fast jeder hat sein eigenes Business und wenn es nur ein kleiner Stand mit Souvenirs oder anderen Dingen ist. Es kann aber sein, dass ein Einkaufsladen eröffnet wird, der zwei Wochen später schon wieder schließen muss, weil sich der Inhaber keine Gedanken darüber gemacht hat, wie er einen realistischen Verkaufspreis gestalten muss. Das wirtschaftliche Denken muss unbedingt weiterhin geschärft werden. Genau daran arbeitet die Deutsche Sparkassenstiftung vor Ort, indem sie passende Trainings für Kleinunternehmer organisiert.“

Die Familie steht bei den Usbeken immer an erster Stelle. Deswegen war es für sie auch recht befremdlich, dass Frau Herbst noch nicht verheiratet ist. „Die Hochzeit ist ein sehr wichtiges Lebensthema. Sie wird nicht selten mit bis zu 700 Personen gefeiert und das kostet natürlich“, erzählt Luisa. Für ein standesgemäßes Hochzeitsfest verschulden sich sehr viele Usbeken bereitwillig, die man selbst übrigens in den seltensten Fällen mit Bargeld sieht. 

Das dürfte daran liegen, dass auch eine große Menge Papier im Portemonnaie leider keinen großen Wert hat. Ein Euro entsprechen über 13.000 Usbekische So‘m. Ein halber Liter Bier kostet ca. 80 Cent, für ein wirklich gutes Essen zahlt man 5 bis 7 Euro. Wir können verstehen, warum Luisa während ihres Aufenthalts selten selber kochte, sondern innerhalb kurzer Zeit ihre Lieblingslokale entdeckte. Geht man typisch usbekisch essen, erklärt sie uns, kommen die Schalen oft in der Mitte auf den Tisch und alle bedienen sich ganz selbstverständlich davon. 

Welchen Stellenwert Gastfreundschaft in Usbekistan hat, sieht man auch an den prunkvollen Sälen, in denen verschiedenste Anlässe begangen werden. Unter anderem war Luisa Herbst auf einer Veranstaltung der „International Business Women Association“ eingeladen, wo üppige Speisen aufgetragen wurden. 

„Ich habe mich gefragt, wer das alles essen soll, und habe dann die verwunderte Antwort erhalten, dass das doch nur die Vorspeise wäre.“ 

Luisa Herbst

Noch mehr hat sie allerdings beeindruckt, wie viele usbekische selbständige Frauen sie an diesem Abend treffen durfte, die zum Beispiel in ihrem Unternehmen eine große Zahl Mitarbeitende beschäftigen, ihre Waren in die ganze Welt exportieren, oder auch in den USA im Finanzsektor arbeiten und in der Wahlheimat sehr emanzipiert ihr Land repräsentieren. Ist Usbekistan islamisch geprägt, wird von den Frauen doch im seltensten Fall ein Kopftuch getragen, mehr das Gefühl vermittelt, dass auch für Frauen alles möglich ist.

Dagegen war es dennoch spannend zum Beispiel im Bezug zum Sparen während der Schulungen mit den jungen Menschen aus erster Hand zu erfahren, zu welchem Zweck sie selber Geld sparen würden. „Auf die Frage hin, warum wollt ihr überhaupt sparen und was sind eure Ziele in der nächsten Zeit, was wollt ihr vielleicht in der Zukunft erreichen, unterscheiden sich die Antworten der jungen Usbeken doch sehr von denen, die man vielleicht von Gleichaltrigen in Deutschland erhalten würde.“ 

„Hier interessiert sich niemand für Materielles wie ein luxuriöses Smartphone, oder ein eigenes Haus. Alle waren sich einig, dass sie sich allem voran eine tolle Familie wünschen.“

Luisa Herbst

Außerdem stand eine gute Bildung ganz hoch im Kurs, haben viele gesagt, ich möchte in meinem Beruf der Beste werden. Mögen in Usbekistan Dinge in verschiedensten Bereichen ausbaufähig sein, ist das Gefühl von Zufriedenheit hier ein ganz anderes als bei uns in Deutschland. Im Übrigen ist Deutschland in Usbekistan sehr angesehen, wenn es sich um eine fachliche Ausbildung und auch Arbeitsmöglichkeiten dreht, um fürs Leben zu lernen. Alle Erfahrungen und das gewonnene Wissen sollen aber in der Heimat Anwendung finden und ihr zugutekommen.“ 

Luisa Herbst möchte sehr gern noch einmal nach Usbekistan reisen, hat sie die große Gastfreundschaft und das Miteinander der Kollegen und Stiftungsmitarbeiter sehr genossen und weiß, dass sie sich immer herzlich willkommen fühlen darf. Dazu gibt es in diesem Land der Gegensätze so viel zu entdecken. Auf ihren Touren in der Freizeit besuchte sie einige der berühmten und überaus prunkvollen Plätze und Bauten, auch „Magic City“, was an Disneyland erinnert, ließ sich im Trubel der bunten Märkte voller duftender Gewürze, traditioneller Handwerkskunst und regionaler Speisen treiben. Sie fuhr mit der Bahn, in der es immer nur so viele Tickets zu kaufen gibt, wie der Zug über Plätze verfügt und staunte über die Überpünktlichkeit der Abfahrt ihres Zuges von einem Bahnhof, der ihr wie ein gesicherter Flughafen erschien. Als sie an die Fahrt über Land mit dem Taxi denkt, muss sie lachen. 

„Vier Stunden hat die Reise durch Schlaglöcher und über Bodenwellen nach Samarkand gedauert. Ich habe versucht, im eher hüpfenden Auto zu schlafen und wurde nach einer Stunde von meiner Smart-Watch geweckt, die mir meldete, ich hätte mein Trainingsziel erreicht.“ 

Luisa Herbst

Auf keines ihrer Usbekistan-Erlebnisse würde Luisa Herbst, stolze „Expert of the German Sparkasse Osterode“, verzichten wollen, ist es ein zu gutes Gefühl zu wissen, dass dieses besondere Land so lebendig und zukunftsorientiert ist. „Die Mischung aus Tradition und Moderne und vor allem die Menschen vor Ort haben mich nachhaltig beeindruckt“, sagt sie und nicht nur deswegen beschließen wir mit einem herzlichen „Bis bald, Usbekistan!“.

Auch im Job individuelle Talente mit Freude entfalten und Stärken voll einbringen? Viele Informationen zur Ausbildung und den Karrierechancen in der Sparkasse Osterode am Harz unter sparkasse-osterode.de/azubi

Fotos:
Portrait Luisa Herbst in Sparkasse: Dietrich Kühne
Alle anderen Fotos: Luisa Herbst

Ergänzung von der Redaktion:
Mittlerweile blickt die Deutsche Sparkassenstiftung auf weit über 200 langfristige Projekte in mehr als 100 Ländern zurück. Finanziert werden diese Projekte aus den Erlösen des Stiftungskapitals, durch Spenden aus der Sparkassen-Finanzgruppe sowie durch externe Geldgeber wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD), Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) u. a. m.

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Über die Autorin /

Elke … freie Rednerin, Redakteurin. Hochzeitsverliebte, zuverlässige Frohnatur, die es immer nur ganz gibt.

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