Die Berg-Apotheke in Zellerfeld – Ein Schmuckkästchen mit heilender Wirkung

Die Berg-Apotheke in Clausthal-Zellerfeld leistet zuverlässig alles, was Sie von einer modernen Apotheke erwarten. Die Bürgerinnen und Bürger der Region werden genauso mit Medikamenten, Hilfsmitteln, Pflegeprodukten und vielem mehr versorgt, wie Tagesgäste und Urlauber. Eine fachkundige, aufgeschlossen-freundliche Beratung ist Hilfesuchenden gewiss. Besonders dürfte allerdings die Reaktion der Kundschaft sein, die das erste Mal das altehrwürdige Haus betritt. Ariane Röthele leitet die Berg-Apotheke über 10 Jahre. Staunende Augen und sprachlos offene Münder machen ihr aber im Geheimen heute noch genauso viel Freude, wie am Anfang ihrer besonderen „Reise durch die Zeit“.

Es ist wirklich viel los in der Berg-Apotheke zu Zellerfeld. Kaum sind ihre schmucken Türen aufgeschlossen, sind die Beraterinnen mit Kundinnen und Kunden jeden Alters beschäftigt. Uns scheint es außergewöhnlich, sich seine Medikamente aus einem solch einmaligem Bauwerk abzuholen, aber die Bürger:innen Clausthal-Zellerfelds und rundherum kennen es über Generationen nicht anders. Auch Ariane Röthele kam von Kindesbeinen an in die Berg-Apotheke, steht ihr Elternhaus doch nur 200 Meter entfernt. Hier dachte man längere Zeit, aus ihr würde eine fabelhafte Zahnärztin werden. Es sollte aber anders kommen. Ein harmlos scheinendes Schulpraktikum in einer Clausthaler Apotheke hatte ernste Folgen für die heranwachsende Ariane, denn nach aufmerksamem Umschauen und Beobachten hatte sie ihr Herz an den Beruf der Apothekerin verloren und ihr Ziel stand felsenfest.

„Für jemanden, der Chemie in der Schule abgewählt hatte, war das vielleicht nicht so gut und wirklich hart, aber ich habe es geschafft und bereue absolut nichts.“ Das lockt die Stimme aus dem Hintergrund, die uns fragt:

„Und wissen Sie, was das Beste am ganzen Haus ist? Dass wir eine so entspannte Chefin haben.“

Das glauben wir gern und kommen mit den Damen aus dem Team ins Plaudern, von denen einige aus Clausthal stammen, die alle aber in jungen Jahren nur eins im Sinn hatten, und das war aus dem Harz raus- und in das bunte Leben einer großen Stadt hineinzukommen. Heute ist offensichtlich, dass es sie alle früher oder später doch zurück in die Heimat zog und keine mehr die Absicht hat, Clausthal-Zellerfeld zu verlassen. „Auch meine Kinder fühlen sich hier unglaublich wohl, können ihrem Sport nachgehen und sich überall frei bewegen. Dazu waren wir gerade zu Corona-Zeiten hier oben ein bisschen wie auf der ,Insel der Glückseligen‘ unterwegs,“ gibt Ariane Röthele zu, die sich nicht nur wegen der Ereignisse der letzten Jahre ganz sicher ist, am genau richtigen Fleck zu sein.

Egal ob Wiederkehrerin, Wahlharzerin, oder allzeit heimatverwachsen, heute geben sie in Kombination und mit viel Frauenpower ein Spitzenteam ab. Etwas, das die Inhaberin des Schmuckstücks gegenüber der St. Salvatoris Kirche sichtlich froh macht. Nachdem die meisten Häuser Zellerfelds 1672 Opfer einer verheerenden Feuersbrunst geworden waren, begann zum Glück rasch der Wiederaufbau. Der Apotheker Andreas Herstelle, verheiratet mit einer Tochter des wohlhabenden Oberbergmeisters Drechsler, errichtete nur zwei Jahre nach dem großen Brand die neue Berg-Apotheke. Gefühlt hat sich darin seither kaum etwas verändert, muss man in der Eingangshalle des Hauses immer noch ein paar Stufen erklimmen, um an das Ausgabenfenster zu gelangen. An dem wurden schon vor fast 350 Jahren Bergmänner aus sicherem Abstand nach ihren Leiden gefragt, mit allerlei Salben und Tinkturen versorgt. Der Apotheker war von höherem Stande und es scheint heute etwas vermessen, dass er die Menschen zu sich emporsteigen ließ. Offensichtlich war er sich dem Neid und der Missgunst bewusst, weswegen er die 64 sehr fantasievollen holzgeschnitzten und bunt bemalten Fratzen auf den Balkenköpfen der vorkragenden Geschosse hat anbringen lassen, die man unbedingt gesehen haben muss. Jede Einzelne eine echte Persönlichkeit. Sie sollen, so die Theorie, das Haus und seine Bewohner auf magische Weise vor Übel und Unheil schützen. Die auch Neidköpfe und Schreckmasken genannten Arbeiten sorgen für den regional geläufigen Spitznamen „Fratzen-Apotheke“.

Über der Eingangstür und den prächtigen Buchstaben „Apotheke“ blickt man in ein doch ziemlich grimmig schauendes Engelsgesicht. Darunter findet sich das der Allianz-Wappen der Herstelle-Drechslers und die Inschrift „Deo et proximo“, Gott und dem Nächsten. Zu Zeiten der Pestilenz half allerdings kaum ein Kraut und auch kein Gott, um das zu schützen, was dem Herzog zu Braunschweig am wichtigsten war, seine Bergleute. Um sie arbeitsfähig zu halten, wurde ihnen sogar alles gezahlt, was sie aus der Apotheke zum Gesundwerden und -bleiben benötigten. In dem mit prachtvollen Stuckdecken verzierten Allegorienzimmer bestaunten die Männer sicher, wie wir heute, die plastisch dargestellten Szenen aus der griechischen Mythologie und klassischen Jagd, während sie auf ihre Arzneien warteten. Ausgerechnet hier werden auch zwei Untugenden dargestellt, Stolz und Faulheit. Gewiss konnte sich kein Bergmann erlauben, faul zu sein. Während uns heute ein frischer Kaffee mit Schokopraline kredenzt wird, genossen die kränkelnden Clausthal-Zellerfelder damals bei der Gelegenheit tatsächlich ein Glas Wein oder einen Aquavit.

Das hatten sie den Privilegien des Apothekers zu verdanken, die 1687 vom Landesvater um den Ausschank alkoholischer Getränke erweitert wurden. Zu den Öffnungszeiten der Berg-Apotheke können auch Sie einen Blick in dieses außergewöhnliche Zimmer werfen. Wenn Sie sich mindestens eine Woche vor Ihrem Besuch bei Ariane Röthele anmelden, versucht sie auch eine Führung durch das Haus möglich zu machen, denn nicht nur Fans der Heimatgeschichte und Menschen mit einer Verbindung zum Thema „Apotheke“ werden die alten Schätze darin beeindrucken. Wir stehen später in der hervorragend erhaltenen Offizin und bewundern die Holzarbeiten, einst mit selbst hergestellter Medizin gefüllten Flaschen und Gläser, vor allem aber die stuckverzierte Decke, aus der ebenfalls die dreidimensionalen Figuren auf uns herunterschauen.

„Hier sehen wir Actaeon, der auf der Jagd im Wald heimlich die badende Diana, die Göttin der Jagd, beobachtete, sie ihn dabei ertappte und Actaeon dafür in einen Hirsch verwandelte. Danach wurde er von seinen eigenen Hunden zerfleischt.“

Wie schauerlich. Es ging bei den Göttern doch nicht immer nur abenteuerlich und märchenhaft zu. Da ist es ja ganz gut, dass die rundherum dargestellten „Vier Jahreszeiten“ das Ganze etwas auflockern. Beim Weiterwandern geht es immer tiefer ins Haus hinein. Auch ins Labor, wo zum Beispiel die Rezepturen hergestellt werden. Während es oft der Fall ist, dass die Mitarbeitenden während solcher Aufgaben eher im Trostlosen sitzen, schaut man in der Berg- Apotheke überall durch die Fenster hinaus in den derzeit bunten Blätterwald von Zellerfeld, scheint die Sonne herein und Ariane Röthele freut sich allein über diesen Umstand sehr. Sie sorgt gern dafür, dass alle einen schönen Arbeitsplatz haben, erzählt sie uns.

Schon vor dem Kauf der Apotheke im letzten Jahr hat sie als Filialleitung die meiste Verantwortung für das Unternehmen getragen, wusste also genau, worauf sie sich einlässt. Jetzt über alles frei entscheiden zu können, dabei ein zuverlässiges Team im Rücken zu haben, lässt sie sichtlich zufrieden erscheinen. Auch hinter den Kulissen herrscht heute eine Menge Trubel. Zeit für einen Scherz findet sich dennoch immer. Wir haben aber längst noch nicht alles gesehen, nehmen die alte Treppe in der fast herrschaftlichen Halle hinauf, nicht ohne die steinalte „Anmeldeglocke“ zu läuten. „Die hat meist geklingelt, um unsere Kinder wissen zu lassen, dass Besuch angekommen ist.“ Wir dürfen einen Stopp in den privaten Räumen der Familie Röthele einlegen, hier einen Blick auf den mit Steinmetzschmuck verzierten Doppelkamin werfen. Zwei baugleiche und derart opulente Feuerstellen gegenüber aufzustellen, war sicher eine ansehnliche Möglichkeit, Wohlstand zu demonstrieren. Auch hier oben fehlt es nicht an Stuckverzierungen unter der Decke. Da tummeln sich tierische Fabelwesen und allein der Lebens- und Leidensweg Christi über acht Kassetten.

Der Eindruck, man hätte eine Zeitschleuse durchlaufen, wird aber erst ganz oben im Dachgeschoss vollendet. Wir kommen im ehemaligen Vorratslager an und fühlen uns wie in einem Märchen oder Harry-Potter-Film. Alles Mobiliar, Schränke, Regale, wie vor fast 350 Jahren. Man möchte neugierig jedes Schubfach aufziehen und schauen, was sich darin verbirgt, ob es duftet, oder am guten Schluss noch etwas nach uns schnappt. Es ist eine ganz eigene Stimmung hier oben. Unbekannte und mystisch scheinende Ingredienzien finden sich überall. Einige von ihnen sind gewiss 100 Jahre alt.

„Alles ist möglich, wenn man hier eine Schublade aufzieht“

lacht Ariane Röthele.

Wir verlassen den Ort, an dem ohne Frage beim Betreten die Zeit stillsteht und der als Filmkulisse oder Inspirationsquelle für Schriftsteller dienen könnte. Wer auf seiner letzten Harz-Tour schwer beeindruckt von den Geheimnissen der Berg- Apotheke, dem nach hauseigener Rezeptur gebrannten „Berggeist“ und vor allem der „schönen Apothekerin“ war, ist Journalist und NDR-Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt. Im ersten Teil seiner bereits im TV ausgestrahlten „Zeitreise“ führte es ihn in den Harz und zu Ariane Röthele, weil ihre Berg-Apotheke im von ihm zu Rate gezogenen „Baedeker“-Reiseführer aus 1914 als sehenswert erwähnt wurde. Sehenswert ist auch die Sendung, die Sie in den Mediatheken von ARD und NDR zum Anschauen finden. Nicht nur Meyer-Burckhardt ist ein Fan vom Berggeist. Wie wir hörten, hat er treue Fans weit über die Landesgrenzen hinaus. Rötheles Vorgänger, Hellmut Ruttewit, sicherte vor langer Zeit die alten Rezepturhefte der Apotheke und begann damit den Kräuterlikör im Vienenburger Kloster Wöltingerode brennen und abfüllen zu lassen.

„Er ist ein Likör aus sehr speziellen Kräutern gemacht. Er vermag die Verdauungssäfte zu mobilisieren, hat sehr hilfreiche Eigenschaften für den Magen und natürlich schmeckt er auch sehr gut.“

Da der Berggeist eine wunderbare Aufmerksamkeit ist, präsentiert er sich gerade in wunderschönen, weihnachtlichen Flaschen. Ja, manchmal haben die Menschen, die in die Apotheke kommen, wirklich große Sorgen um ihre Gesundheit. Andere finden hier alles, was sie sich selbst zum Erhalt derselben gönnen. In jedem Fall steht das Berg-Apotheken-Team an Ihrer Seite und damit geht seine Arbeit weit über die Abgabe von Medikamenten hinaus.

Wer sich für eine Tätigkeit in einer Apotheke interessiert, darf sich ebenfalls immer gern an Ariane Röthele wenden. Mit einem Hauptschulabschluss kann man zum Beispiel in eine Ausbildung zur / zum PKA, Pharmazeutisch-Kaufmännische:n Angestellte:n starten. Wem Mathematik und die Naturwissenschaften liegen, findet vielleicht sein Glück im Job als PTA, Pharmazeutisch Technische:r Assistent:in. Verstärkung wird in der schönen Berg-Apotheke immer gesucht. Vielleicht haben Sie Freude daran, vor Ort in ihr Herz zu schauen.

Berg-Apotheke
Bornhardtstr. 12
38678 Clausthal-Zellerfeld
Parken Sie bequem vorm Haus
Tel. 05323 – 98930
www.berg-apo-zellerfeld.de

Die Berg Apotheke ist an www.gesund.de angeschlossen. Über die zugehörige APP kommt der Service Ihrer Apotheke direkt auf Ihr Handy.

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Über die Autorin /

Elke … freie Rednerin, Redakteurin. Hochzeitsverliebte, zuverlässige Frohnatur, die es immer nur ganz gibt.

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