Kurs Südwest

Das Abenteuer seines Lebens

Es war ursprünglich nicht geplant, aus dieser außergewöhnlichen Reise einen ganzen Kinofilm wachsen zu lassen. Nach einer coronabedingten Verzögerung darf sich Lukas Borchers jetzt endlich selbst mit dem Kajak über die Kino-Leinwand paddeln sehen. Etwas, das er sich auf seiner Tour durch Südeuropa noch nicht vorstellen konnte, Sie jetzt aber einlädt, in den regionalen Lichtspielhäusern noch einmal hautnah dabei zu sein. Von Genf aus sollte es eigentlich über die Rhône und durch das Mittelmeer bis nach Gibraltar gehen, kam aber vieles anders als geplant. Wer wissen möchte, ob es von Vorteil ist, eine Eskimorolle im Schlaf zu beherrschen, ob der Biss vom Sandfloh schmerzt oder es Sinn macht, ein plötzliches Loch im Bodens des Kajaks mit einer Hand zuzuhalten, während man versucht, sich mit der anderen paddelnd zu retten, darf diesen sehr persönlichen Reisebericht nicht verpassen. Traumhafte Bilder von der Rhône, Loire und der französischen Atlantikküste gibt es natürlich dazu, denn dahin hat das Wasser Borchers gleiten lassen. Per „Anhalter“ auf einem über 80 Jahre alten Segelschiff sogar noch ein Stückchen weiter …

Bereits 2019 hat der Osteroder Lukas Borchers sich auf diese außergewöhnliche Reise begeben. Sein Traum war es, mit dem Seekajak von Genf bis Gibraltar zu paddeln, unterwegs so viel wie möglich zu sehen. Wenn man sich den jungen Mann von schlanker Statur anschaut, fragt man sich unweigerlich, warum sich jemand freiwillig solch zu erwartenden Strapazen aussetzt. Allein der Muskelkater, Wasser von allen Seiten und monatelanges Zelten dürfte den einen oder anderen unter uns dankend ablehnen lassen. Ist man erst einmal in „Kurs Südwest“ eingetaucht, versteht man als Zuschauer:in im gemütlichen Kinosessel schnell, dass es sich bei persönlichen Herzenswünschen nur schwer verhandeln lässt. Lukas Borchers war fest entschlossen, im Herbst aufzubrechen, um dann einige Monate auf dem Fluss Rhône und an der Mittelmeerküste zu verbringen. Allein und allen Wettern ausgeliefert. Wer ihn bei den Vorbereitungen und Recherchen beobachtete, durfte sicher sein, er meint es ernst. Auch wenn er selbst über verhältnismäßig wenig Erfahrung im Seekajakfahren verfügte und genau wusste, dass es herausfordernd werden könnte. Der Wunsch nach einem Abenteuer und viel Frischluft war größer.

80 Kilo wog sein bepacktes Kajak, das er ja am liebsten leicht fließend erleben wollte, aber schnell feststellen musste, dass er die Rechnung ohne die immer wieder auftauchenden Staudämme im Verlauf der Rhône gemacht hatte. War er täglich ohnehin recht lange damit beschäftigt, sein Camp auf- und abzubauen, alle Habseligkeiten immer wetterabhängig und am besten trocken zu verpacken, kam nun auch noch ein beachtlicher Zeitaufwand für das Umlaufen der Hindernisse dazu. Dass das Schleppen von 80 Kilo über Hänge voller Schotter kein Vergnügen ist, muss man nicht extra erklären. Lukas Borchers bekommt Übung darin, Situationen abzuwägen und Entscheidungen zu treffen. Eine der Wichtigsten ist sicher, im richtigen Moment von der Rhône auf die Loire zu wechseln und sich auf ihr in Richtung Atlantik aufzumachen. Das bedeutete, einmal quer durch Frankreich zu paddeln und zu schauen, wie rau sich das Meer im nahenden Winter präsentieren würde. Zuerst aber bieten sich ihm vom Wasser aus fabelhafte Ansichten, denn entlang des Flusses stehen bekanntlich allein 400 Schlossanlagen und malerische Gemeinden. Ab und an lässt er sein Kajak am Wasser zurück, um die Gegend und Ortschaften zu entdecken. Immer in der Hoffnung, alles möge bei seiner Rückkehr noch so sein, wie er es zurückgelassen hat. Der Hobbyfotograf und -filmer hält seine Erlebnisse in einer am Ende unglaublich großen Datenmenge fest, die ihn für immer daran erinnern wird, dass es sich lohnt, für seine Träume einzustehen. Allein die Drohnenaufnahmen beeindrucken, nimmt uns Borchers doch an Orte mit, die wir sehr wahrscheinlich nie in Natura erleben werden. Sein Lager hat er im Reiseverlauf an Plätzen aufgestellt, wie man sie sich nicht schöner wünschen könnte. 

Der Moment, in dem er nach vier Wochen auf der Loire am Atlantik ankommt, ist für ihn gewiss der unvergesslichste. Wie gewaltig die Brandung dort sein kann, ganz sicher auch. Als es ihn dort das erste Mal aus dem Kajak reißt, ist er sichtlich erschrocken wie gleichzeitig beeindruckt von den Naturgewalten. In 102 Film-Minuten erkennt man beim Protagonisten nicht einen Augenblick lang Verzweiflung, geht es immer nach vorn, auch wenn er mal wetterbedingte Zwangspausen einlegen muss, die Gezeiten seinen Tag und die Routen bestimmen, oder sich die Wellen meterhoch vor ihm auftürmen. Borchers Vertrauen und Optimismus ist inspirierend. Seine Einstellung ist eher ein „So schlimm wird es schon nicht“, was ihn sogar in Momenten ohne Land in Sicht und einem Gefühl von „nie ankommen“ möglich macht, durchzuhalten. Wenngleich er ab und an zugeben musste, dass ihn gewisse Situationen schon selbst gruselten. Zum Beispiel, wenn es bedingt durch die Strömung mal wieder ein „Plan B“ wurde, er mutterseelenallein durch eine Bucht fuhr und die angesteuerte Insel einfach nicht am Horizont erscheinen wollte. An dem „was wäre, wenn“ darf man in solchem Augenblick keinesfalls gedanklich hängen bleiben. Glücklicherweise wusste er selbst einzuschätzen, wann seine Reise zu Ende gehen musste, weil Kraft und Fähigkeiten nicht ausreichten, um den Gefahren des Atlantiks zu trotzen. Das Schippern in den alten Hafen von La Rochelle bedeutete für ihn nach 1140 geschafften Kilometern das Ende des Paddelns, aber nicht seines Abenteuers. 

Über eine Facebook-Gruppe war er von einem Crewmitglied des Seglers „Labora“ angeschrieben und überaschenderweise zum Mitfahren eingeladen worden. Etwas, wozu Borchers nicht nein sagen konnte, obwohl er über keinerlei Segel-Kenntnisse verfügte und auch noch nie Gast auf einem Segelschiff gewesen war. Auf dem ehemals dänischen Fischkutter aus 1939 fuhren neben ihm weitere, im Segeln unerfahrene Abenteurer, aber auch tiefenentspannte „Seebären“ mit. Alle aus ganz eigenen Gründen und Antrieb. Der Kontrast zum einsamen Kajakfahren könnte nicht größer sein. Auf engstem Raum lebte Lukas Borchers nun mit einem Mix von Persönlichkeiten zusammen, musste er sich gleich zu Beginn der Seekrankheit hingeben, was in den Winterstürmen der Biskaya mit bis zu 5 Meter hohen Wellen sicher nicht verwunderlich ist, lernt aber auch sehr schnell – zum Beispiel das Schiff zu steuern. 

Magisch sind die Momente, in denen die Delfine mit dem Segler um die Wette schwimmen, Lukas Borchers die Sonnenauf- und -untergänge genießen kann. Nach 900 teils sehr bewegten Kilometern bis Camariñas liegt die „Labora“ länger als erwartet für Reparatur- und Wartungsarbeiten in Spanien vor Anker, um dann ihren Weg Richtung Brasilien anzutreten. Sicher ein Ziel, das Lukas Borchers ebenso gut gefallen hätte, es war aber bereits kurz vor Weihnachten und er hatte vor, zu den Feiertagen wieder zu Hause zu sein. Genauso hält er es auch ein und tritt pünktlich zum Fest die Heimreise an. Den Sohn nach solcher Tour wieder in die Arme schließen zu können – ganz bestimmt ein wunderbares Gefühl. 

Lukas Borchers hat seine Entscheidung, sich diese Auszeit zu gönnen, nicht bereut und wurde mit einem Erlebnis beschenkt, das ihm niemand nehmen und worüber er in vielen Jahren immer noch sehr lebendig berichten kann. 

„Ich wollte nicht mehr auf irgendwann warten, sondern machen“,

hat er erklärt. Hier geht es um viel mehr als eine Tour in einem Kajak. Es geht um Wünsche und Träume, um Selbstvertrauen und einfach nur Sein. 

„Auch wenn andere an dir zweifeln, du selbst noch nicht an dich glaubst, was spricht denn dagegen, es zu versuchen?“

Es ist möglich, dass Ihnen bei Ihrem ganz persönlichen Abenteuer, das womöglich mit viel kleineren Schritten beginnt, Grenzen aufgezeigt werden, Sie ebenfalls Pausen einlegen und Umwege in Kauf nehmen müssen, Sie sich aber am Ende auf die Schulter klopfen und sagen können: Das habe ich wirklich gut gemacht. Selbst dann, wenn man sich eingestehen muss, dass man sein Vorhaben dieses Mal nicht zu Ende bringen kann. Lukas Borchers hat zwischenzeitlich viel Mühe in seinen Film investiert, der genau diesen Zweck hat. Er möchte unterhalten, inspirieren, motivieren und Mut machen. 

Ab 14. September ´23 wird „Kurs Südwest“ endlich in ausgewählten Kinos der Republik zu sehen sein. Ganz bestimmt auch in Ihrer Nähe, wo der Abenteurer oft selbst anwesend sein wird, um Interessierten Frage und Antwort zu stehen. Freuen Sie sich auf eine Auszeit der besonderen Art, von der Sie sich einen Schub Energie für neue Taten mit heimnehmen können und wir endlich herausfinden, ob ein Lukas Borchers überhaupt so etwas wie Muskelkater empfindet, ob ihm während der Fahrt regelmäßig die Beine eingeschlafen sind und wie es sein kann, dass er am Tag teils mehr als 20 Kilometer paddelte, aber hauptsächlich nur Müsli knabberte. Wir sind sehr gespannt und freuen uns drauf, Sie alle im Kino zu treffen.

Mehr zu Lukas Borchers und „Kurs Südwest“, den Kinoterminen, Ausstrahlungsorten und vielem mehr auf Instagram und Facebook sowie auf

www.kurs-suedwest.de

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Über die Autorin /

Elke … freie Rednerin, Redakteurin. Hochzeitsverliebte, zuverlässige Frohnatur, die es immer nur ganz gibt.

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